Mein erster Eindruck vom TAL-150PM

 

Zunächst einmal bin ich sehr zufrieden mit dem Instrument. Ich habe den Kauf noch nicht bereut. Auch wenn ich beim Zusammenbau schon einige 'Macken' am Gerät festgestellt habe.

Nur denke ich, bei anderen Herstellern sind es andere Macken. Positiv gefällt ganz einfach die sehr robuste Bauweise. Die läßt natürlich einem halbwegs handwerklich geschickten Amateur viele Möglichkeiten zum Umbau offen. Bei filigraneren Bauweisen werden eigene Konstruktionen und Erweiterungen schon etwas schwieriger.

Ich werde einfach mal kurz die Punkte aufführen die mir nicht so sehr gefallen haben, aber über die Qualität und das sehr gute Preis/Leistungs-Verhältnis keinen Einfluss haben. Mit all diesen Punkten kann man leben. Jeder mag aber selbst entscheiden ob ihn dieses oder jenes Manko stört. Vielleicht stört ihn ja auch etwas ganz anderes oder ich bin einfach nur zu verwöhnt.

Ich fange einfach mal gaaanz unten an:

  • Die Füße: Beim befestigen der Füße an die Säule musste ich feststellen, dass sich hier Stahlschrauben (die sich zum Glück unverlierbar an jeden Fuß befinden) in einen Alu-Körper (der sich in der Stahlsäule befindet) drehen. Bei jedem Schrauben 'frisst' sich ein wenig vom Alu heraus. Das liegt an den mechanischen Eigenschaften des Alu , da kann man nichts machen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis die Schrauben nicht mehr halten. Über Kurz oder Lang werde ich mir hier was neues einfallen lassen müssen. Ein leichtes einfetten kann diesen Vorgang allerdings stark vermindern. Wie mir kürzlich Horst Huber mitteilte, kann in einem solchen Fall durch eindrehen von Helicoil-Einsätzen, die Funktionalität wieder hergestellt werden.

 

  • Nochmal die Füße: Unter den drei Standflächen des Stativs befinden sich Kunststoff-Pröppel. Mag sein, dass es sich hierbei um 'Schwingungsdämpfer' handeln soll. Ich hatte jedenfalls bisher den gegenteiligen Eindruck. Also erst einmal weg damit.

 

  • Immer noch die Füße: Ich habe mich gefragt, wie stelle ich das Stativ (Teleskop) 'gerade' auf? So wie es bisher aussieht, kann ich es nur durch unterlegen von Keilen unter die Füße erreichen. Schön wäre es, wenn ich über Knebelschrauben oder dergleichen jeden Fuß einzeln Nivellieren kann. Gesagt - getan, ich habe mich kurz mit meinem Bruder kurzgeschlossen und nun hat er mir etwas gebaut. Näheres dazu in meiner Selbstbaurubrik.

 

  • Nun geht es etwas höher hinaus - Schnittstelle Stativ/Montierung: Die TAL 2M Geräte haben hier die Möglichkeit durch lockern von drei Fixierschrauben die Montierung im Azimut zu drehen. Bei den TAL-150PM ist dies nicht möglich. Das heißt eine Ausrichtung nach Norden ist nur durch drehen des gesamten Instrumentes möglich. Etwas umständlich wie ich meine. Aber mein Bruder hatte auch hierfür ein offenes Ohr. (Ebenfalls ein Thema für meine Selbstbaurubrik.)

 

  • Zurück zum Nivellieren: Das Nivellieren über, ich sage einmal Fußschrauben, ist ja schön und gut. Aber wie kontrolliere ich das? Eine Dosenlibelle wäre nicht schlecht.

 

  • Schneckenspiel: Das Schneckenspiel war bei meinem Instrument sehr großzügig eingestellt. Es ließ sich aber mit ein wenig Fingerspitzengefühl sehr eng einstellen. Die Ratschläge in der Bedienungsanleitung sollten aber in jedem Falle beachtet werden. Ein Getriebe oder Motorschaden ist sonst vorprogrammiert.

 

Hier nun einmal so ganz im Groben die Erfahrungen die ich bisher mit dem TAL150PM machen konnte:

Es kann vielleicht auch als Kaufentscheidung dienen, wenn man sich noch nicht sicher ist, ob das TAL 2M oder das TAL-150PM besser für seine Zwecke geeignet ist. Die folgende Erfahrungen habe ich vereinzelt schon auf Anfragen weitergeben können. Bei weiteren Fragen bin ich gern bereit diese zu beantworten.

Zunächst einmal einige Eigenheiten der "kurzen Bauweise", was sich ggf. als Nachteil herausstellen kann (was man aber zumindest vor dem Kauf wissen sollte):

1) Aufgrund der kurzen Bauweise sind hohe Vergrößerungen, wie sie für die Planetenbeobachtung nötig sind, nicht so gut. Ab ca. 200-fach sieht man schon deutliche schwächen aufgrund der kurzen Bauweise. (Ist auch nicht für hohe Vergrößerungen konstruiert, sondern eher als "Lichtkanone" für fotografische Zwecke, daher auch der große Fangspiegel zum Ausleuchten von großen Bilddiagonalen.) Dies liegt nicht am Instrument selbst, sondern an der Tatsache, dass man recht schnell Okulare mit kurzer Brennweite benötigt um hohe Vergrößerungen zu erziehlen. Und diese sind recht teuer, zumindest wenn man gute Qualität haben möchte was für gute optische Wiedergabe unerlässlich ist.

2) Der Mond stellt sich bei kleiner bis mittlerer Vergrößerung sehr plastisch dar. Wenn bei der Planetenbeobachtung nicht extrem vergrößert wird, sind gute Bilder bei gutem Seeing aber selbstredend.

3) Die Abschattung des Hauptspiegels durch den Fangspiegel ist mit ca. 31% recht hoch.

4) Das Kolimieren ist (wie bei allen "schnellen" Systemen, Öffnungsverhältnis <1:6) äußerst wichtig aber leider auch recht kompliziert. Sollte man aber nicht übertreiben. Ein Laser kann helfen, kann aber auch viel zum Dejustieren beitragen. Ein Justierokular ist aber besser, da hiermit weitere Fehler erkannt werden können. Im gegensatz zum Laser, der ja nur überprüft, ob der Laserstrahl wieder zuseinem Ursprungsort zurückkehrt.

Ich habe da meine eigene Methode entwickelt und wenn ich danach zur Probe den Laser einsetzte, hätte ich es mit ihm auch nicht besser gekonnt. Der Laser ist also nicht unbedingt notwendig. Es geht ohne ihn genauso gut.

 

Zusammenfassend kann ich sagen:

Wenn hohe Vergrößerungen wie zum Beispiel für die Planetenbeobachtung benötigt werden, ist auf jeden Fall die lange Version (TAL2M, f=1200mm) vorzuziehen. Es sei denn, man möchte viel Geld für hochwertige Okulare namhafter Hersteller ausgeben.

Die hohe Lichtstärke des TAL150P(M) bringt hierbei keinen Vorteil, eher einen Nachteil, da für starke Vergrößerungen kurzbrennweitige Okulare vonnöten sind, womit die Bildhelligkeit eh wieder zurückgeht.

Die Stärke des TAL150P(M) liegt bei der Beobachtung von flächigen Objekten (Deep Sky, Sternfeldbeobachtungen). Hier kann das Teleskop die hohe Lichtstärke und geringe Vergrößerung bzw. das daraus resultierendes großes Gesichtsfeld, voll ausspielen.

Auch Fotografisch ist das TAL150P(M) besser als sein großer Bruder geeignet, da aufgrund des großen Fangspiegels eine gleichmäßigere Ausleuchtung des Bildfeldes erreicht wird.

Das TAL2M ist aufgrund des optimalen Öffnungsverhältnisses für Reflektoren von 1:8 das universellere Teleskop. Weshalb es auch so beliebt ist. Warum so wenig über das TAL150P(M) veröffentlicht wird weiß ich aber nicht. Es hat mit Sicherheit auch seinen Platz in der Fangemeinde verdient. (Ich bin jedenfalls einer) Denn wie heißt es doch immer so schön? 'Jedes Teleskop hat seinen eigenen Himmel.'

Für meine Zwecke hat sich der Kauf des TAL150PM auf jeden Fall gelohnt. Ich würde ihn mit Sicherheit wieder kaufen.

Ein kleiner Nachteil ist allerdings doch noch vorhanden:

Durch die kurze Bauweise macht sich zum Bildrand hin ein leichtes Koma bemerkbar. Dies kann allerdings durch ein Komakorrektor behoben werden. Ist allerdings nur bei photographischer Beobachtung wichtig. (Hat mich bisher aber auch noch nicht sonderlich gestört.)

 

Noch zur Ausstattung:

Die Ausstattung die mitgeliefert wird ist sehr gut. Das 25mm Plössel ist ein Traum. Auch das 10mm Plössel ist nicht viel schlechter (wird leider nur beim TAL-150P(M) mitgeliefert). Die Barlow Linse ist gewöhnungsbedürftig. Mir sagt sie nicht zu, weshalb ich durch Zukauf von kurzbrennweitigen Okularen auf diese verzichten möchte.

Die Filter habe ich gleich durch bessere ersetzt.

Was ich aber bei keinem anderen Teleskop mehr vermissen möchte, ist der Sucher in 8x50!!!.

Hiermit findet man so ziemlich jedes Objekt in kurzer Zeit.

Diese Ausstattungsbeschreibung trifft aber auch für das TAL2M zu. Mit der Ausnahme, dass sich dort anstatt des 10mm Plössels ein 15mm Kellner und zusätzlich ein 42mm Kellner im Zubehör befindet. Die Barlow Linse 3-fach und nicht wie beim TAL150P(M) 2-fach vergrößert.

Die Verarbeitung ist wie bei allen TAL's sehr robust und läßt viel Spielraum für spätere An- und Umbauten. (Siehe die Selbstbauprojekte auf der TAL-Seite.)

Hervorragendes Preis/Leistungsverhältnis. Egal für welches Teleskop von TAL (Siberia oder Galaxy oder oder ...) man sich auch entscheidet.

Ob ein Motor nötig ist, hängt von den Vorhaben und den Vorlieben ab. Wenn man nienicht Fotografieren möchte braucht man ihn auch nicht. Ist aber sehr bequem.

 

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