Der Yolo

- Ein obstruktionsfreies Schiefspiegler System -

Was ist eigentlich ein Yolo und wie kam es dazu

Bei fast allen Spiegelteleskopen, z.B. Bauarten nach Newton oder Cassegrain, sitzt der Fangspiegel im Strahlengang und schattet den Hauptspiegel zum Teil ab, bzw. erzeugen die Halterungen des Fangspiegels und der Fangspiegel selber Beugungserscheinungen, was die Bildqualität negativ beeinträchtigt.

Der Hauptspiegel lässt sich nicht ohne weiteres verkippen um an den Brennpunkt zu kommen ohne die Verwendung eines Umlenkspiegels. Dies würde unweigerlich zu massiven Bildfehlern wie Koma und Astigmatismuss führen. [Weiterlesen]

 

Friedrich Wilhelm Herschel hat dies bei seinem Herschel-Spiegel trotzdem getan. Um so mehr ist es verwunderlich das er bei seinem 1785 geplanten Herschel-Spiegel mit 12m Baulänge überhaupt die Ringe des Saturn, geschweige denn Wolkenstrukturen erkennen konnte. [Weiterlesen]

 

Fast 100 Jahre später entstand der erste brauchbare Versuch konstruktiv die entstehenden Bildfehler durch einen zweiten Spiegel zu kompensieren. Die Wiener Joseph Forster und Karl Fritsch entwickelten den ersten Schiefspiegler. Das Brachy-Teleskop. Es erhielt seinen Namen aufgrund seiner Baulänge. (Brachy -> griechisch und bedeutet soviel wie "kurz" oder "klein")

Der durch die Schrägstellung des Hauptspiegels entstehende Astigmatismus wurde zum Teil durch den Astigmatismus des entgegengesetzt gekippten konvexen Fangspiegels kompensiert. Allerdings wurden nicht alle entstandenen Bildfehler restlos eliminiert sondern nur auf ein erträgliches maß reduziert.

Die Vorzüge dieses Teleskops wurden in dem 1877, im Selbstverlag des Verfassers, erschienenen Verkaufprospektes wie folgt dargestellt:

1. Ist der grosse Spiegel nicht durchbrochen, daher das Bild eine grosse Lichtstärke und Schärfe besitzt.

2. Steht der kleine Spiegel nicht mitten im Strahengange des grossen, welcher Umstand ebenfalls zur Vermehrung der Helligkeit und Präcision des Bildes beiträgt.

3. Ist das Instrument viel kürzer als ein Newtonsches.

4. Ist der Gegenstand vor dem Beobachter und nicht links von demselben, oder gar hinter dessen Rücken, was für die Orientirung angenehmer ist.

Der Preis eines 4-zölligen Brachy-Teleskops in der einfachsten Ausführung betrug damals 180,-- fl.ö. W (Gulden, österreichische Währung). Ferner steht in dem Prospekt "Namentlich ist dessen Preis ein so geringer, dass von nun an selbst minder Bemittelten der Besitz eines so vielen Genuss bietenden Instrumentes ermöglicht wird."

Für die damalige Zeit wohl ein Schnapper.

Das größte von Karl Fritsch gebaute Brachy-Teleskop hatte eine Öffnung von 32cm und wurde für die Sternwarte in Pola ausgeführt.

 

Wieder mussten einige Jahrzehnte und zwei Weltkriege durchs Land ziehen bis Anton Kutter seinen Schiefspiegler der Öffentlichkeit vorstellte. Ab 1958 wurde Anton Kutter mit seinem Schiefspiegler Weltbekannt, nachdem sein Artikel in der Dezemberausgabe von Sky&Telescope erschien.[Weiterlesen]

Fortan ist sein System als "Kutter" bekannt. Dies war der erste Schiefspiegler der alle durch das Verkippen der Spiegel verursachten Bildfehler wieder vollständig korrigiert. Bis zu einer Öffnung von 125mm gelingt dies ohne Verwendung einer weiteren optischen Komponente. Bei Öffnungen darüber hinaus wird eine sog. Keillinse in den Strahlengang eingefügt um Bildfehler zu kompensieren. Hierbei kann aber wieder eine Refraktion (also Farbfehler) auftreten.

 

Fast 30Jahre später veröffentlichte der amerikaner Arthur S. Leonard in Allan Mackintosh´s "Advanced Telescope Making Techniques" (Willmann-Bell 1986), seinen Schiefspiegler. Er nannte ihn Yolo. Benannt nach Yolo County in Kalifornien. Die hier vorherschende Landschaft mochte Leonard sehr, weshalb er ihr zuliebe sein Teleskop danach benannte.

Anfänglich konstruierte er seinen Yolo noch mit einer Spannfassung zur torischen Verformung eines der beiden Spiegel, später wurde ein Spiegel torisch poliert. Zwei Jahre später erschien in Sky&Telescope (August 1988) eine verbesserte Konstruktion seines Yolo-Entwurfs.

Die Konstruktion des Yolo ist in der Lage alle auftretenden Bildfehler mit den zwei sphärischen Spiegeln zu kompensieren. Hierbei ist eine geschickte Kombination von Brennweiten, Kippwinkeln und Spiegelformen erforderlich.

 

Eine mysteriöse Parallelentwicklung

Demnächst geht es hier weiter.